„Ungeachtet fortwährender Lippenbekenntnisse zur Stärkung der Pflege will die Bayerische Staatsregierung das auf den Weg gebrachte Personalbemessungsinstrument (PPR 2.0) im Bundesrat kurz vor der Zielgeraden zu Fall bringen“, kritisiert Dr. Robert Hinke, Landesfachbereichsleiter für Gesundheit & Bildung in ver.di Bayern: „Wer eine Sicherstellung der bedarfsgerechten Versorgung der Patient*innen und eine Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufes will, muss sich im Bundesrat für die vorliegenden Verordnung zur Einführung einer bedarfsgerechten Personalbemessung einsetzen. Wer dies nicht tut, verspielt endgültig das Vertrauen der Pflege in die Politik.“ Unter dem Motto „Wir haben euch im Blick!“ werden die Beschäftigten am heutigen Montag in ganz Bayern über symbolische Aktionen verdeutlichen, dass sie genau beobachten, wie sich ihre Landesregierung im Bundesrat verhält.
Das Instrument der Personalbemessung wurde vom Deutschen Pflegerat, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Gewerkschaft ver.di erarbeitet, zwischenzeitlich über ein aufwendiges Testverfahren auf seine Praxistauglichkeit und Zweckmäßigkeit geprüft, überarbeitet und ergänzt. Das geplante Personalbemessungsinstrument ist die Weiterentwicklung der Pflegepersonalregelung PPR aus Mitter der 90er Jahre und wurde pflegewissenschaftlich weiterentwickelt. Es gilt als einfach, selbsterklärend und bürokratiearm. Es zielt auf eine bedarfsgerechte statt profitorientierte Personalausstattung und soll zu einer nachhaltigen Verbesserung der Arbeitssituation in der Pflege und einer besseren Qualität der Patient*innenversorgung beitragen.
„Die anstehende Krankenhausreform wirft unzählige Fragen auf. Gerade in Zeiten der Verunsicherung braucht es ein klares Bekenntnis für bessere Arbeitsbedingungen“, erklärt Heinz Neff, Fachsekretär für Krankenhäuser in ver.di Bayern: „Viel zu lange haben die politisch Verantwortlichen, gerade auch in Bayern, über die wachsenden Probleme hinweggesehen. Wer der Berufsflucht von Pflegekräften entgegentreten will, wer Pflegekräfte zur Rückkehr in ihren Beruf gewinnen und für mehr Auszubildende attraktiv sein will, muss der PPR 2.0 grünes Licht geben.“
„Ein weiter so führt geradewegs in den Kollaps des Gesundheitssystems“, bestimmt Hinke: „Ohne bessere Arbeitsbedingungen wird es keine Kehrtwende zu mehr Personal und einer guten Patientenversorgung geben. Im Gegenteil: Der Personalexodus wird drastisch anwachsen, die Qualität der Patientenversorgung spürbar abnehmen.“